Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger by Anne McCaffrey

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger by Anne McCaffrey

Autor:Anne McCaffrey [McCaffrey, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub


Menolly richtete sich auf und warf einen Blick zum Tisch der Meister. Domick nickte ihr zu und stand ebenfalls auf. Er winkte einen der Gesellen zu sich.

»Jetzt wäre der Warn-Chor angebracht, Brudegan«, meinte er und näherte sich dem Kamin, ohne die Echsen aus den Augen zu lassen.

Menolly streckte die Hand nach Prinzessin aus, aber die kleine Königin beachtete sie gar nicht. Sie hob den Kopf und begann ganz hoch zu klagen, auf und ab, auf und ab, in Oktaven, die an der Grenze des menschlichen Hörbereichs lagen und gegen die Schläfen der Zuhörer preßten. Die anderen Echsen stimmten ein.

»Menolly, kannst du die kleinen Geschöpfe dazu bringen, daß sie uns begleiten? Brudegan, den Takt …«

Füße begannen zu stampfen – eins, zwei, drei, vier –, und unvermittelt wurde das Wehklagen der Feuerechsen vom Chor der Lehrlinge übertönt. Prinzessin legte erstaunt die Schwingen an den Körper, und Spiegel wäre vor Schreck um ein Haar vom Sims gekippt.

»Rührt die Trommeln für den Krieg, Schlagt die Harfe für den Sieg…«

sangen die Stimmen. Menolly fiel ein, wandte sich mit ihrem Gesang direkt an die Feuerechsen. Sie merkte, daß Brudegan neben sie trat, gefolgt von Sebell und Talmor. Brudegan dirigierte die Lehrlinge, gab ihnen jeweils den richtigen Einsatz. Über die Knaben-und Männerstimmen klang rein und hell der Gesang der Echsen, die ihre eigenen Harmonien um die Melodie flochten.

Der letzte Ton verklang in den Gängen der Harfnerhalle. Und vom Eingang zum Speisesaal kam ein großer Seufzer des Bedauerns. Menolly sah die Küchenmägde und in ihrer Mitte einen völlig entrückten, selig lächelnden Camo.

»Und jetzt »Moretas Ritt«, wenn es deinen Freunden recht ist«, meinte Brudegan und winkte Menolly, seinen Platz einzunehmen.

Prinzessin, als hätte sie die Worte verstanden, zirpte und schloß die feinen Innenlider, so daß die Lehrlinge in ihrer Nähe zu kichern begannen. Das erschreckte sie, und sie schlug mit den Flügeln, als wolle sie die Jungen wegen ihrer Unverschämtheit schelten. Das rief neues Gelächter hervor, aber nun richtete Prinzessin den Blick auf Menolly.

»Gib den Takt, Mädchen«, sagte Brudegan, und nach kurzem Zögern gehorchte sie.

Der Chor setzte ein, und sie erlebte ein seltsames Gefühl der Macht, als sie merkte, daß sich die vielen Stimmen ihr unterwarfen. Prinzessin führte den Gesang ihrer Echsen in schwindelnde Höhen, Oktaven über dem Summen der Baritone, welche die Tragödie von »Moretas Ritt« einleiteten.

Menolly hatte oft die Abendgesänge in der Halbkreis-Bucht dirigiert, doch hier sprachen geschulte Stimmen auf ihre Geste an, und das machte einen Unterschied wie Tag und Nacht.

Weiche Baritonstimmen sangen von der schlimmen Seuche, die sich in Windeseile über das ganze Land gebreitet hatte. Dann fiel der Chor mit dem Refrain ein, schilderte Moretas Not, allein gelassen im Fort-Weyr mit Orlith, die jeden Moment ihre Eier ablegen mußte, während alle Heiler des Landes verzweifelt versuchten, die Ursache des Leidens zu ergründen und ein Heilmittel dagegen zu entdecken. Die Tenöre nahmen den Faden des Dramas auf, Bässe und Baritone sangen eindringlich von dem Elend auf Pern, den vernachlässigten Herden, den verdorrten Ernten, den Wher-Rudeln, welche die mit Siechtum geschlagenen Höfe umlauerten.

Nun das Solo von Capiam, dem Meister-Heiler von Pern, der den Erreger der Seuche findet und einen Heiltrank braut.



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